• Experten erwarten die stärkere Durchsetzung der Vorschriften zur Einhaltung von Sozial- und Umweltstandards in Lieferketten.
  • Unternehmen, die keine angemessenen Maßnahmen ergreifen, könnten mit Reputationsschäden, Aktionärsklagen und der persönlichen Haftung der Geschäftsführung konfrontiert werden.
  • Vor allem die Textil-, Lebensmittel- und Elektronikbranche, sowie die Landwirtschaft und das Baugewerbe stehen 

Die moderne Wirtschaft lebt vom Austausch von  Materialien, Komponenten und Fertigprodukten rund um den Globus. Es ist jedoch nicht immer einfach für Unternehmen, Sozial- und Umweltstandards und Menschenrechte in ihrem weltweiten Supply-Chain-Netzwerk einzuhalten, das hunderte oder gar tausende Geschäftspartner umfasst. Dabei werden die Folgen der Nichteinhaltung immer gravierender: Menschenrechtsverletzungen in Lieferketten können nicht nur den Ruf eines Unternehmens schädigen oder zu kostspieligen Haftungsrisiken führen, sondern auch potenzielle Klagen und sogar die persönliche Haftung von Top-Managern nach sich ziehen.

Die Ausbeutung von Menschen geschieht in vielen Formen – von Zwangsarbeit über moderne Sklaverei bis hin zu Menschenhandel und Kinderarbeit. Laut dem Global Slavery Index 2018 der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) sind weltweit schätzungsweise 40,3 Millionen Menschen in moderner Sklaverei gefangen. Branchen wie Textil, Lebensmittel und Landwirtschaft, Elektronik, Baugewerbe und Gastgewerbe stehen besonders im Fokus. 

Human exploitation in the supply chain
Die Ausbeutung von Menschen geschieht in vielen Formen – von Zwangsarbeit über moderne Sklaverei bis hin zu Menschenhandel und Kinderarbeit. Foto: Adobe Stock

Die Regulierungslandschaft reicht von Ländern mit progressiven Vorschriften zur Eindämmung von Zwangsarbeit bei Lieferanten – den Niederlanden, den USA, dem Vereinigten Königreich, Schweden und Belgien – bis hin zu Ländern, die wenig oder gar keine Vorgaben kennen. Aktuell stehen Nordkorea, Libyen, Eritrea, die Zentralafrikanische Republik und der Iran am Ende der Liste (ILO, Global Slavery Index 2018). 

Unternehmen, die Menschenrechtsverletzungen in ihren Lieferketten tolerieren oder ihnen zumindest nicht entschieden entgegentreten, gefährden ihre Reputation und ihren Markenwert – die wichtigsten Assets in der modernen Wirtschaft. Das gestiegene Verbraucherbewusstsein, oft durch NGOs initiierte Proteste und Boykotte und das so genannte „Public-Shaming", bei dem der Zorn der Massen im Internet mobilisiert wird, können für Unternehmen fatale Folgen haben. Wenn Verstöße öffentlich werden, führt dies immer häufiger zu gezielten Prozessen und Sammelklagen, die sich nachteilig auf den Aktienkurs und Marktwert eines Unternehmens auswirken können.

„Aktionäre und Kunden stellen immer höhere Ansprüche an Unternehmen, wie diese ihr Geschäft betreiben sollen", sagt Shanil Williams, der bei AGCS weltweit für Financial- Lines-Produkte verantwortlich ist. „Ausbeutung von Menschen durch Lieferanten und Geschäftspartner zu verhindern, ist eine Aufgabe für jedes Vorstandsgremium. Wie nie zuvor steht heute die persönliche Verantwortung von Unternehmenschefs im Fokus von Aufsichts- und Ermittlungsbehörden, vor allem in Großbritannien, in den USA, Europa und Australien.“

Die Unternehmensleitung müsse den Maßstäben der Corporate Social Responsibility voll entsprechen und sicherstellen, dass Lieferanten und Geschäftspartner gleichermaßen konform agieren. „Wir erwarten eine Verschärfung der Vorschriften zu sozialen, ökologischen und menschenrechtlichen Standards von Lieferanten“, erklärt Williams. „Unternehmen sollen dies nicht auf die leichte Schulter nehmen. Sie könnten mit Aktionärsklagen konfrontiert werden. Zudem sind immer mehr Klagen gegen Vorstände und Manager (D&O-Fälle) auf Reputationsereignisse zurückzuführen.“

Unternehmen sollten Audits durchführen und Geschäftspartner und Lieferanten vertraglich zu angemessenen Löhnen, fairen Arbeitszeiten und menschlichen Arbeitsbedingungen verpflichten, ehe sie gemeinsame Geschäfte tätigen. „Es ist wichtig, dass die Unternehmensführung von der Vorstandsebene bis hinunter zum mittleren Management die Notwendigkeit der Einhaltung von Vorschriften voll und ganz unterstützt und sogar selbst überwacht", sagt Chris Bonnet, Leiter für Environmental, Social and Governance (ESG) bei der AGCS.

Kommt es gleichwohl zu einem Verstoß durch einen Lieferanten, müssen Unternehmen schnell handeln und öffentlich erklären, dass sie Verstöße gegen ihren Verhaltenskodex für Lieferanten nicht tolerieren. Neben der proaktiven Risikominderung können Reputationsversicherungen dazu beitragen, die Auswirkungen von solchen kritischen öffentlichen Ereignissen zu mildern.

Um Menschenrechtsverletzungen in ihren eigenen Lieferketten zu vermeiden, setzt die die Allianz  auf einen Prozess zur Überprüfung der Integrität von Lieferanten, der auf die Verhinderung von Korruption, Bestechung und allen Formen moderner Zwangsarbeit  abzielt. Zudem verfügen Allianz und AGCS über einen Verhaltenskodex für Lieferanten, der dem UN Global Compact entspricht, sowie ein System an speziellen Qualitätssicherungen und Auditierungen.

This article is part of the our Global Risk Dialogue. Appearing twice a year, Global Risk Dialogue is the Allianz Global Corporate & Specialty magazine with news and expert insights from the world of corporate risk.
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