Feuer, Naturkatastrophen und fehlerhafte Verarbeitung sind die Hauptursachen für Versicherungsschäden bei Unternehmen in Deutschland und weltweit

Pressemitteilung | 19. Juli 2022 | München
  • Globale Analyse der AGCS von mehr als 530.000 Schadensfällen in den Jahren 2017 bis 2021 mit einem Gesamtwert von 88,7 Mrd. Euro.
  • Betriebsunterbrechungsschäden durch unterbrochene Lieferketten erreichen einen neuen Höchststand. Cyber-Schäden bleiben auf hohem Niveau. Die Schadenbelastung durch die russische Invasion in der Ukraine ist für die meisten Versicherer überschaubar.
  • Die Schwere der Schäden hat zugenommen – und die Inflation wird die Kosten weiter in die Höhe treiben. Unternehmen sollten deshalb ihre Vermögenswerte neu bewerten. 

Feuer und Explosionen, Naturkatastrophen und eine fehlerhafte Verarbeitung und Wartung haben in den vergangenen fünf Jahren zu den teuersten Versicherungsschäden für Unternehmen weltweit geführt. Zu diesem Ergebnis kommt die Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS), der Industrieversicherer der Allianz Gruppe, in der Global Claims Review 2022. Diese drei klassischen Risiken machen, gemessen am Gesamtwert der über 530.000 untersuchten Schadenfälle, den größten Anteil aus.

„Die Versicherungsansprüche von Unternehmen haben sich in den zurückliegenden fünf Jahren gesteigert – aufgrund höherer Sach- und Vermögenswerte, komplexerer Lieferketten und der zunehmenden Konzentration von Risiken an einem Ort – zum Beispiel in von Naturkatastrophen bedrohten Gebieten“, sagt Thomas Sepp, globaler Schaden-Chef und Vorstandsmitglied der AGCS. „Auch die Zukunft sieht in nächster Zeit nicht rosiger aus. Unternehmen und ihre Versicherer haben zwar bewiesen, dass sie die Auswirkungen der Pandemie verkraften konnten, doch der Krieg in der Ukraine, ein sprunghafter Anstieg der Kosten und der Häufigkeit von Betriebsunterbrechungsschäden sowie das anhaltend hohe Niveau von Cyber-Schäden schaffen neue Herausforderungen. Gleichzeitig stellen die beiden wichtigsten Schadenursachen, Brände und Naturkatastrophen, nach wie vor bedeutende Schadenszenarien für Unternehmen dar. Und nicht zuletzt werden die Auswirkungen der hohen Inflation die Schadenkosten weiter unter Druck setzen.“

Basierend auf einer Analyse von 534.456 Unternehmensversicherungsschäden zwischen dem 1. Januar 2017 und dem 31. Dezember 2021 im Wert von rund 88,7 Milliarden Euro. "Sonstige" Schadenursachen machen 26 % des Werts aller Schäden aus. Die Gesamtzahl der Schäden enthält neben der AGCS auch den Anteil der anderen Versicherer.
Quelle: Allianz Global Corporate & Specialty

Die Inflation übt aus mehreren Gründen Druck auf die Schadenkosten aus. Insbesondere Sach- und Bauschäden sind Preissteigerungen ausgesetzt, da Wiederaufbau und Reparaturen an die Material- und Arbeitskosten gekoppelt sind. Zugleich treiben Materialengpässe und längere Lieferzeiten die Kosten von Betriebsunterbrechungen (BU) in die Höhe. Auch andere Versicherungszweige, wie die Managerhaftpflicht, die Berufshaftpflicht und die allgemeine Haftpflicht, sind durch steigende Rechtsverteidigungskosten und höhere Abfindungen anfällig für Inflationsdruck.

„Der Wiederaufbau oder die Wiederbeschaffung dauern länger und kosten mehr. Das bedeutet, dass sowohl der Sach- als auch der Betriebsunterbrechungsschaden deutlich teuer werden können“, sagt Sepp. „Die Aktualisierung der Versicherungswerte für alle neuen Verträge ist daher ein dringendes Anliegen für Versicherer, Makler und Versicherte. Unterbleibt dies, riskieren die Unternehmen, im Schadensfall nicht vollständig entschädigt zu werden, während die Versicherer Gefahr laufen, die Risiken zu niedrig zu bewerten.“

Im Versicherungsarkt gab es erste Fälle, bei denen eine erhebliche Lücke zwischen dem vom Versicherten angegebenen Wert und dem tatsächlichen Wiederbeschaffungswert bestand. „Bei einem Schadenfall für eine gewerbliche Immobilie, die bei den Waldbränden in Colorado 2021 zerstört wurde, war der Wiederbeschaffungswert fast doppelt so hoch wie der angegebene Wert, was auf eine Kombination aus Inflation, Nachfragedruck und Unterversicherung zurückzuführen ist.“

Ein ausführliches Interview mit Thomas Sepp über die Auswirkungen der Inflation auf die Schadenkosten finden Sie hier.

In einer der umfassendsten Analysen der Branche hat AGCS die wichtigsten Schadenursachen für Unternehmen aus mehr als 530.000 Schadenfällen in über 200 Ländern und Rechtsgebieten ermittelt, mit denen Versicherer zwischen 2017 und 2021 befasst waren (über die in der Industrieversicherung üblichen gemeinsamen Versicherungsprogramme). Die untersuchten Schäden belaufen sich insgesamt auf rund 88,7 Mrd. Euro. Im Durchschnitt haben die beteiligten Versicherungsunternehmen folglich fünf Jahre lang jeden Tag über 48 Mio. Euro an Unternehmen ausgezahlt.

Die Analyse zeigt, dass fast 75 % der finanziellen Verluste auf zehn Schadensursachen zurückzuführen sind, wobei die drei wichtigsten Ursachen fast die Hälfte (45 %) der gesamten Schadensummen ausmachen. Trotz Verbesserungen im Risikomanagement und in der Brandverhütung sind Brände/Explosionen (ohne Waldbrände) mit 21 % Anteil am Gesamtschadenvolumen die größte Einzelursache für Versicherungsschäden in Unternehmen und haben in den letzten fünf Jahren Versicherungsschäden im Wert von mehr als 18 Mrd. Euro verursacht. Selbst ein durchschnittlicher Feuerschaden beläuft sich bereits auf 1,5 Mio. Euro.

Naturkatastrophen (15 %) sind die zweithäufigste Schadenursache weltweit, gemessen am Wert der Schäden. Die fünf wichtigsten Ursachen für Naturkatastrophen (auf der Grundlage von mehr als 20.000 Schadensfällen weltweit) sind Wirbelstürme/Tornados (29 %), Stürme
(19 %), Überschwemmungen (14 %), Frost/Eis/Schnee (9 %) und Erdbeben/Tsunami (6 %). Hurrikane und Tornados sind die teuerste Schadenursache, da zwei der letzten fünf atlantischen Hurrikanperioden (2017 und 2021) zu den drei aktivsten und teuersten in der Geschichte gehören, und auch die Tornado-Aktivität in jüngster Zeit Spitzenwerte erreicht hat.

Die Versicherer sehen auch neue Katastrophen-Szenarien: Im Jahr 2021 stachen der Wintersturm in Texas und die Flut in Westdeutschland als Ereignisse mit unerwartet hohen Schäden hervor.  So verursachte der „Texas Big Freeze“ im Februar enorme Störungen in der Infrastruktur und der Produktion: Viele Unternehmen mussten infolge von großflächigen Stromausfällen den Betrieb einzustellen, was zu umfangreichen Sach-, BU- und Rückwirkungsschäden führte. Allein dieses Ereignis hat wirtschaftliche Schäden in Höhe von rund 150 Mrd. US-Dollar verursacht. Ein Rückwirkungsschaden liegt dann vor, wenn eine versicherte Gefahr nicht die eigenen Anlagen des Versicherungsnehmers, sondern einen kritischen Lieferanten oder einen Großkunden betrifft, was wiederum zu Betriebsstörungen beim Versicherungsnehmer führt.

Fehlerhafte Verarbeitung und Wartung sind der drittteuerste Schadentyp insgesamt (9 % des Schadenvolumens). Zu den kostspieligen Vorfällen gehören Bau-/Struktur-/Substanzschäden durch fehlerhafte Arbeiten, fehlerhafte Herstellung von Produkten oder Komponenten oder fehlerhaftes Design.

Die weiteren Schadensursachen weltweit unter den Top 10 sind: Kollisionen und Abstürze in der Luftfahrt (Nr. 4; 9 %), Maschinenausfälle (Nr. 5; 5 %), fehlerhafte Produkte (Nr. 6; 5 %), Transportzwischenfälle (Nr. 7; 3 %), beschädigte Waren (Nr. 8; 3 %), Fahrlässigkeit/Fehlberatung (Nr. 9; 2 %) und Wasserschäden (Nr. 10; 2 %).  

In Deutschland fielen zwischen 2017 und 2021 insgesamt 47.365 Versicherungsschäden mit Forderungen von rund 5,8 Milliarden Euro an. Auch hier dominieren Brände und Explosionen mit 37% Anteil am gesamten Schadenvolumen. Naturkatastrophen belegen mit 12 % Platz zwei, gefolgt von den Folgen fehlerhafter Verarbeitung und Wartung (9%). Weitere Hauptschadentreiber in Deutschland sind defekte Produkt (6%) und Maschinenausfälle (4%).
Basierend auf einer Analyse von 47.365 Unternehmensversicherungsschäden zwischen dem 1. Januar 2017 und dem 31. Dezember 2021 im Wert von rund 5,8 Milliarden Euro. "Sonstige" Schadenursachen machen 32 % des Werts aller Schäden aus. Die Gesamtzahl der Schäden enthält neben der AGCS auch den Anteil anderer Versicherer.
Quelle: Allianz Global Corporate & Specialty

Die Schadenanalyse zeigt auch die wachsende Bedeutung der BU als Folge von Sachschäden sowie einen neuen Höchststand von Rückwirkungsschäden im vergangenen Jahr. Der durchschnittliche Schaden in der Sach- und Betriebsunterbrechungsversicherung beträgt heute mehr als 3,8 Mio. Euro, verglichen mit 3,1 Mio. Euro vor fünf Jahren. Bei Großschäden (> 5 Mio. Euro) ist der durchschnittliche Sachschaden inklusive einer Betriebsunterbrechungsdeckung mehr als doppelt so hoch wie der durchschnittliche reine Sachschadenanspruch.

Die Zahl der Rückwirkungsschäden hat in den letzten fünf Jahren von Jahr zu Jahr zugenommen und verdeutlicht die zunehmende Verflechtung und Komplexität der Lieferketten von Unternehmen. Allein in der Automobilindustrie gab es in diesem Zeitraum mehrere Ereignisse, wobei sich der Gesamtzuwachs der Rückwirkungsschäden in den letzten beiden Jahren durch Ausfälle von Halbleiterproduzenten und den Wintersturm in Texas verschärft haben. Diese beiden Ereignisse führten zu einer Verdreifachung der Rückwirkungsschäden in den vergangenen drei Jahren.

Die Zahl der Cyber-Schäden ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen, auch wenn sie nicht zu den zehn häufigsten Schadensursachen gehört. Dies ist auf die Zunahme von Bedrohungen wie Ransomware-Angriffen zurückzuführen, spiegelt aber auch das Wachstum der Cyber-Versicherung wider. AGCS war sowohl 2020 als auch 2021 in mehr als 1.000 Cyber-Schäden involviert, verglichen mit weniger als 100 im Jahr 2016. Die Schadenhäufigkeit stabilisiert sich allmählich, wenn auch auf hohem Niveau.

Die Studie untersucht auch die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie und der Ukraine-Krise auf die Versicherungswirtschaft. Die Schadenleistungen in Folge der Pandemie werden auf über 40 Mrd. USD geschätzt, wobei der Großteil der Schäden aus der Veranstaltungsausfall-versicherung und aus BU-Schäden von Unternehmen stammt, die von Schließungen betroffen sind. Die Pandemie hatte aber auch Folgewirkungen wie überlastete und unterbrochene Lieferketten, erhöhte Inflation und Finanzinsolvenzen.

Der Einmarsch Russlands in die Ukraine dürfte für die globale Versicherungswirtschaft insgesamt eine bedeutsame, aber für die meisten Versicherer eine überschaubare Schadenbelastung bedeuten. Die Exponierung der Versicherer gegenüber dem Konflikt ist durch Kriegsausschlüsse begrenzt, die in den meisten Sach- und Haftpflichtversicherungen Standard sind. Die erwarteten versicherten Schäden durch den Krieg in der Ukraine sind laut AGCS mit einer mittelgroßen Naturkatastrophe vergleichbar, aber Spezialmärkte wie die Luftfahrtversicherung könnten unverhältnismäßig stark betroffen sein.


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